In Zeiten des Fachkräftemangels oder neudeutsch dem “war of talents”, ist es essentiell für Unternehmen, ihre Mitarbeiter binden zu können. Die Bereitschaft zu wechseln nimmt immer mehr zu. Laut Studien planen sechs von zehn aller 18- bis 34-Jährigen in Deutschland in den nächsten zwölf Monaten ihren Job zu wechseln. Der meistgenannte Grund: Schlechte Führung! Nicht umsonst heißt es: “People join companies, but leave managers”.
Doch Mitarbeiter zu verlieren, kommt Unternehmen teuer zu stehen. Eine neue Stelle zu besetzen kostet laut Schätzungen ca. 40% des Jahresgehalts des neuen Mitarbeitenden – für Stellenanzeigen, Bewerbungsgespräche und die Einarbeitung, sowie das verloren gegangene Wissen
Was können mittelständische Unternehmen tun, um ihre Mitarbeiter binden zu können und langfristig im Unternehmen zu behalten?
Wir verraten dir die besten Tipps. In diesem Artikel:
- Echte Wertschätzung den Mitarbeitern gegenüber
- Ein Obstkorb ist kein echtes Benefit
- Für ehrliches Feedback offen sein und regelmäßige Gespräche anbieten
- Offene und konstruktive Fehlerkultur
- Verantwortung abgeben, um Mitarbeiter zu motivieren und damit zu binden
- Flexibilität und digitale Maßnahmen zur Erleichterung des Arbeitsalltages
Echte Wertschätzung den Mitarbeitern gegenüber
Einer der Hauptgründe, warum Talente ein Unternehmen verlassen: fehlende Wertschätzung. Wann fühlen sich Mitarbeiter wertgeschätzt?
Wenn Vorgesetzte mit ihnen reden und auf sie hören. Die meisten bauen über die Jahre eine hohe Kompetenz in ihrem Fachbereich auf. Wenn sie dann aber bei Optimierungsvorschlägen niemand ernst nimmt oder ihnen gar nicht erst zugehört wird, wie lange wollen sie dann ihre Energie wohl noch in dieses Unternehmen stecken?
Fehlende Wertschätzung führt zu Frustration, die früher oder später in einem Unternehmenswechsel endet. Lass es nicht so weit kommen. Nimm deine Mitarbeiter ernst, hör ihnen zu und nimm ihre Vorschläge an, um sie binden zu können.
Ein Obstkorb ist kein echtes Benefit
Der Obstkorb als Benefit in der Stellenbeschreibung ist unter Angestellten mittlerweile ein echter Running Gag. Denn ein bisschen Obst ist für niemanden ein guter Grund, in einem Unternehmen anfangen bzw. bleiben zu wollen.
Was kannst du deinen Mitarbeitern bieten, damit ihr Leben wirklich besser wird?
Hier ein paar Vorschläge:
- Möglichkeiten zur Kinder- oder Hundebetreuung anbieten
- E-Bike-Leasing
- Kantine mit frischen und gesunden Gerichten
- Fitness-Studio-Mitgliedschaften
- Organisation von Fahrgemeinschaften oder Shuttle Service
- Regelmäßige Weiterbildungsmöglichkeiten
- Gewinnbeteiligung oder Unternehmensanteile
- Moderne und ergonomische Arbeitsplätze
- Home Office-Lösungen
Für ehrliches Feedback offen sein und regelmäßige Gespräche anbieten
Statt jährliche Mitarbeitergespräche wäre es gut, wenn du deinen Mitarbeitern monatliche Feedback-Gespräche anbietest. Dort sollten beide Seiten die Möglichkeit haben, zu geben. Natürlich ist es schön, wenn der Fokus auf den Dingen liegt, die positiv auffallen.
Aber auch konstruktive Kritik hat hier ihren Platz. Sei also offen dafür, selbst Feedback zu bekommen. Da niemand seinen Vorgesetzten gerne kritisiert, frage proaktiv nach deinen Schwächen und zeige deinen Mitarbeitern so deine Wertschätzung und dein Vertrauen.
Rechtfertige dich anschließend nicht, sondern nimm es erstmal respektvoll an und überlege, ob du tatsächlich daran arbeiten könntest. Falls du das Gefühl hast, es handelt sich dabei nicht um eine Schwäche, kannst du das Gespräch erneut suchen.
Egal von welcher Seite Feedback gegeben wird: Der Ton macht die Musik. Denn es ist ein schmaler Grat zwischen konstruktivem Feedback und überzogenen Erwartungen oder Geringschätzung der Person. Was uns schon zum nächsten Punkt bringt.
Eine Fehlerkultur, die den Mitarbeitern Spielraum zur Entfaltung lässt
Natürlich wäre es schön, wenn niemand auch nur jemals irgendwelche Fehler machen würde. Aber dass Fehler passieren, lässt sich nunmal nicht verhindern. Es macht allerdings sehr viel aus, wie damit umgegangen wird.
Wenn du deinen Mitarbeitern das Gefühl gibst, es gibt keinen Spielraum für Fehler, kannst du davon ausgehen, dass ihr Selbstwertgefühl und ihre Motivation immer weiter schrumpfen. Wenn sie Angst davor haben, Fehler zu machen, kannst du kaum noch Proaktivität erwarten.
Natürlich sollten Fehler offen angesprochen werden können, aber auch hier spielt es eine große Rolle, in welchem Rahmen und in welchem Ton das passiert. Kritik sollte konstruktiv und lösungsorientiert sein.
Außerdem hilft es, wenn du als Führungskraft selbst offen mit deinen Fehlern umgehst. Wenn du deine Fehler immer unter den Teppich kehrst, vermittelst du deinen Mitarbeitenden das Gefühl, perfekt zu sein und förderst eine absolute Perfektionismus-Kultur.
Erwarte nicht, dass deinen Mitarbeitenden ihre Arbeit egal ist, nur weil sie Fehler machen. Die meisten erwarten von sich selbst sehr viel und sind oft sogar zu streng mit sich selbst. Wenn es dann keine gute, konstruktive Fehlerkultur gibt, wird der Druck immer größer, vermeintlich perfekt sein zu müssen.
Lebe es also selbst vor, dass Fehler menschlich sind – und mal ehrlich, die meisten sind ja auch nur halb so wild und lassen sich leicht korrigieren. Eine gute Fehlerkultur ist selten und wird deine Mitarbeiter lange ans Unternehmen binden.
Gib Verantwortung ab und vertraue deinen Mitarbeitern
Auch wenn es schwer ist, Kontrolle abzugeben: Als Chef/Chefin ist es unerlässlich, dass du deinen Mitarbeitenden vertraust. Und das zeigst du ihnen am besten, indem du ihnen Verantwortung überträgst und ihnen nicht bei jedem Schritt über die Schulter schaust.
Natürlich spielen die vorherigen Punkte da stark mit rein: Je wertschätzender du mit deinen Mitarbeitenden umgehst, desto motivierter sind sie, gute Arbeit zu leisten. Und je besser deine Fehler-Kultur ist, desto mehr trauen sie sich selbst zu und übernehmen dann auch gerne mehr Verantwortung.
Flexibilität in Arbeitszeit und -ort und digitale Maßnahmen
Wenn du in deinem Unternehmen noch nicht für die nötigen digitalen Maßnahmen gesorgt hast, damit die Mitarbeiter flexibler in Arbeitszeit und -ort sind, dann wird es höchste Zeit. In den meisten Unternehmen haben Angestellte mittlerweile die Möglichkeit (zumindest teilweise) remote zu arbeiten und sich die Arbeitszeiten flexibler zu gestalten.
Selbstverständlich ist das nicht für jeden Beruf realistisch umsetzbar, aber vielleicht kannst du dann an anderen Stellen für mehr Freiheit und Flexibilität sorgen.
Vielleicht wäre eine 4-Tage-Woche umsetzbar. Eine andere Idee wäre, die Arbeit generell durch digitale Maßnahmen einfacher und flexibler zu gestalten, zum Beispiel durch eine Mitarbeiter-App, mit der alle immer gleichzeitig informiert werden.
Zusammengefasst kann man sagen: Dein Unternehmen ist nur so gut wie deine Mitarbeiter und jeder, der geht, kostet dich enorm viel Zeit und finanzielle Mittel, um ihn/sie zu ersetzen. Sei also selbst der Chef, den du dir immer gewünscht hast, um deine Mitarbeiter binden zu können.
Digitale Prozess-Optimierung steht ganz oben auf deiner To-Do-Liste, aber du weißt nicht, wo du anfangen sollst? Dann melde dich einfach bei uns und wir helfen dir gerne weiter.
Wenn du noch mehr zu den Themen Mitarbeiter binden, Fachkräftemangel oder andere Themen aus dem Mittelstand erfahren möchtest, hör gerne mal in unseren Digitalgalaxie Mittelstand Podcast rein!